Bahnhofplatz, Karlsruhe

Der Karlsruher Bahnhofplatz als „Architekturplatz“ ist im Ensemble geschaffen. Die prägenden Raumkanten sollten daher wieder erlebbar gemacht werden. Großzügige Belagsstreifen verlaufen über die Bahnsteige und setzen sich über die gesamte Platzfläche fort. Sie geben dem in Ost-West-Richtung ausgedehnten Raum Richtung und Zusammenhang.

Auf dem weniger frequentierten östlichen Platzbereich sind sie mit einer flachen Bepflanzung in unregelmäßigen Abständen unterbrochen, einzelne Bäume setzen Akzente.

Vittalis Idee für die Raumkanten des Bahnhofplatzes war, die Gebäude mit Arkaden durchgängig zu verbinden. Vor den beiden Hotels auf der Ost- und Westseite wurden Platanen gepflanzt, die heute die Arkaden verdecken. Einige Bäume werden daher wieder entfernt. Der Platz verläuft so auch in ost-westlicher Ausdehnung wieder bis an die gebauten Ränder.

Die erforderlichen Haltestellenüberdachungen sollen die strenge Platzarchitektur nicht stören. Sie werden als Möblierung aufgefasst, wie ein Insektenschwarm, der sich vor dem Bahnhof niedergelassen hat. Mit ihren elliptischen Formen bewegen sie sich scheinbar frei im Raum. Wie ein Vorposten steht ein Medien-Pavillon, auf dessen Bildschirmen das Leben im angrenzenden Zoo übertragen wird, im Osten vor dem Eingang zum Stadtgarten. In der Platzfläche werden Lautsprecher installiert, die Naturgeräusche und Tierlaute wiedergeben.

Alle Überdachungen haben eine einheitliche Größe und Form, in der Höhe sind sie gestaffelt. Mit ihren leicht schräg gestellten Stützen („Beine“) und den wie Füßen ausgebildeten Sitzbänken sind sie über den Platz „unterwegs“. Die Neigung der Stützen und ihre Einspannung in die Sitzbänke aus Beton haben zudem eine aussteifende Wirkung für die Konstruktion. Die Möblierung der Überdachungen ist in die „Füße“ integriert.

Die elliptisch geformten Sitzbänke sind jeweils mit einem Wind- und Wetterschutz aus Stahl und Glas ausgestattet. Dieser Schutz kann auch zwei oder mehrere Bänke umfassen. Die Möblierung zeichnet sich in ihren Konturen auf dem Boden auch für sehbehinderte Benutzer klar erkennbar ab. Das Dach selbst besteht aus zwei Ebenen: einer tragenden und aussteifenden Betonplatte, darüber schwebt eine monolithische, leicht wirkende, weiß-transluzente Platte. In der Dämmerung und in der Dunkelheit werden die Dächer von innen beleuchtet; sie beginnen, sich von ihrer Konstruktion und vom Platz zu lösen und über ihm in unterschiedlichen Höhen zu schweben.

Art

Ideen- und Realisierungswettbewerb, 2008

Ort

Karlsruhe

Auslober

Stadt Karlsruhe, Verkehrsbetriebe Karlsruhe GmbH

Bearbeiter

M. Dürr | A. Blankenburg

Fachberater

Klahn + Singer + Partner Landschaftsarchitekten

Publikationen

competitionline 18.02.2009