Burgerhofareal, Offenburg

Einblicke - Ausblicke: Das Grundstück hat eine besondere Lage im Stadtgrundriss von Offenburg. Es liegt direkt am Stadteingang zur Altstadt am Rande der historischen Stadtmauer. Die erhöhte Lage bietet einen Ausblick über den Südwesten Offenburgs und das Rheintal, bei gutem Wetter sogar bis zu den Vogesen. Gleichzeitig wird die dort entstehende Bebauung aber auch weithin sichtbar sein und wird dadurch seine Umgebung prägen.

Wir haben uns daher für eine Bebauung entschieden, die diesen speziellen Ort markiert und den verschiedenen Aufgaben gerecht wir. Die Solitäre begleiten den leichten Schwung der Stadtmauer von Süden nach Westen. Das Torhaus entlang der Kittelgasse  schließt im Norden den Blockrand. Zusammen mit dem Bestand im Osten entsteht ein nach Süden und Westen offener Block mit einem Platz im Innern. Im Gegensatz zu den Blöcken der Altstadt mit ihren geschlossenen Innenhöfen bzw. Plätzen lassen die auf Abstand stehenden Solitäre jedoch Ausblicke zu und reagieren so auf die besonderen Qualitäten des Ortes.

Die von uns gesetzten Baukörper übernehmen dabei verschiedene Aufgaben. Die Ergänzung des Blockrands im Norden mit dem Torhaus bildet einen Schutzwall gegen den Lärm der stark befahrenen Kittelgasse. Gleichzeitig schließt sie den Straßenraum und nimmt den Verlauf der alten inneren Stadtmauer auf. Die entlang der äußeren Stadtmauer aufgereihten Solitäre markieren den Rand der Altstadt ohne jedoch einen undurchdringliche Wand zu bilden gleich einer zweiten Mauer über der Stadtmauer .Sie nutzen diese vielmehr als Sockel und stehen darauf mit ihrer Körperhaftigkeit wie Skulpturen. Durch ihre polygonalen Grundrisse wirken sie in der Ansicht nie flach, sondern entfalten eine starke räumliche Wirkung, die in die Umgebung ausstrahlt So setzen die Solitäre an dieser besonderen Stelle ein Zeichen und markieren den Eingang zur Altstadt.

Lage im Grüngürtel: Der Grüngürtel aus historischen, der zwischen der inneren und äußeren Stadtmauer liegt, erstreckt sich vom Ölberg bis zum zu  bebauenden Grundstück. Die innere Stadtmauer endet kurz vor dem Grundstück. Ihre Richtung wird dem Torhaus aufgenommen und weitergeführt. Die äußere Stadtmauer begleitet den Grüngürtel weiter in einem Bogen bis zur Betandsbebauung im Osten, wo sie ihren Abschluss findet. Dazwischen spannt sich eine Fläche, die von den Solitären besetzt wird. Sie sind direkt am Übergang vom Grünraum zum Stadtraum platziert. Durch die Zwischenräume der Solitäre fließt das Grün in den Stadtraum und macht auch im Innern des Blocks die besondere Situation am Rande der Altstadt  mit dem Übergang zum Grüngürtel deutlich. Beide Räume werden an dieser Stelle miteinander verwoben. Es entsteht ein attraktiver Platz im Innern mit Ausblicken, der neue Kopfplatz.

Vernetzung im Stadtraum: Der Ort wird durch die Aufnahme und Reaktivierung alter Wegebeziehungen im Stadtraum neu vernetzt. Der von Norden kommende Rondenweg, der die innere Stadtmauer begleitet, wird aufgenommen, am Torhaus umgelenkt und entlang der äußeren Stadtmauer weitergeführt bis zur Kopftreppe. Über die Kopftreppe gelangt man hinunter in den Zwinger und gelangt weiter am Mühlbach zum Billet´schen Schlösschen. Der Weg entlang der äußeren Stadtmauer wird abgesenkt, die dahinter liegenden Gärten etwas erhöht und mit Hainbuchenhecken bepflanzt. Sie sind damit vor Einblicken der Fußgänger geschützt.

Im Osten wird der Durchgang zum „Alten Bürgerhof“ aufgenommen und auf den neuen Kopfplatz geführt. Vom Kopfplatz gelangt man über zwei Durchgänge im Erdgeschoss des Torhauses hinaus auf die Kittelgasse und findet wieder den Anschluss an den Rondenweg zum Ölberg oder gelangt zum Marktplatz. Über die Kittelgasse erfolgt die Zufahrt zur Tiefgarage.

Durch die Aufnahme der vielen Wegebeziehungen wird der Ort aus seiner Isolation befreit und wird mit dem neuen Kopfplatz als Zentrum wieder in die Stadt integriert.

Der Kopfplatz würde durch eine neue Bewirtschaftung des „Alten Bürgerhofs“ in seiner Bedeutung in der Stadt gestärkt werden. Er könnte außen im Grüngürtel seine Tradition als Gartenlokal wieder aufnehmen und als Cafe am Platz erscheinen.

Bei einer Umnutzung das „Alten Bürgerhofs“ zu Wohnungen bekäme der Platz eine weniger öffentliche Bedeutung im Stadtgefüge. Er würde als Quartiersplatz funktionieren und böte den Bewohner einen zentralen Treffpunkt.

Die Wohnungen: Das Torhaus ist als Zweispänner organisiert und versteht sich als klassisches Stadthaus mit gewerblichen Nutzungen im Erdgeschoss und Wohnungen in den Obergeschossen. Die Wohnungen haben mehrheitlich 2 Zimmer, die aber auch zu größeren Wohnungen zusammengefasst werden können. Ihre innere Organisation passt sich der Nord-Süd-Ausrichtung an: die Erschließung und die Nebenräume wie Bäder und Küchen liegen im Norden, die Zimmer, Wohnräume und Balkone im Süden. Der Grundriss ist wegen der besseren Belichtung schmal gehalten.

Die Solitäre bieten als Punkthäuser einen ganz anderen Wohnwert. Abseits der Straße und mit dem Platz im Rücken stehen sie mitten im Grüngürtel und orientieren sich nach Süden und Westen hin zum Ausblick. Ein Geschoss bietet Platz für eine Wohnung in der Größe von 3 Zimmern mit Belichtung nach allen 4 Seiten. Der Dachraum ist ausgebaut mit Dachterrasse und wird er obersten Etage zugeordnet.Die Erschließung liegt zum Platz. Die Grundrissvariationen diese Gebäudetyps sind vielfältig.

Der Solitär könnte in 3 Geschosswohnungen aufgeteilt werden, wobei die obere eine Maisonette mit Dachterrasse wäre. Die Erdgeschosswohnung hätte einen eigenen Garten, die mittlere eine großzügige Loggia. Eine andere Möglichkeit wäre den Solitär mit zwei großen Maisonetten zu belegen. Im Erdgeschoss könnte eine Einraumwohnung abgetrennt werden. Die dritte Möglichkeit bestünde darin, das Haus mittig zu teilen und als Doppelhaus zu organisieren mit zwei getrennten Eingängen ohne Aufzug.

Bei allen Möglichkeiten entstehen Wohnungen bzw. Häuser mit einem sehr hohen Wohnwert mitten in der Stadt mit einem herrlichen Ausblick. Jeder Wohnung sind private Außenräume zugeteilt. Die Erdgeschosswohnungen erhalten einen Garten. Die oberen Wohnungen erhalten eine Loggia, deren Decke aus einem beweglichen Sonnensegel bestehen könnte. Sie sitzen vor der Fassade und ragen in die Baumwipfel.

Das Material: Entlang der Kittelgasse entsteht ein zurückhaltender, verputzter Baukörper mit einem Natursteinsockel. Die Fassadengestaltung orientiert sich mit den stehenden Formaten an der Umgebung. Das Dach mit seinen schmalen Einzelgauben wird mit Ziegeln gedeckt. Die Balkone zur Südseite werden mit Lärchenholzlatten verkleidet.

Die Solitäre erhalten eine Kupferfassade. Sie spannt sich über die Wände und das Dach. Somit erhalten die Gebäude ihre Körperhaftigkeit und ihre skulpturale Wirkung im Stadtraum. Wir haben Kupfer als Fassaden- und Dachbekleidung gewählt, weil das Material in recht kurzer Zeit eine Patina erhält und sich mit zunehmendem Alter in das „Altstadtbild“ integrieren wird und sich den bestehenden Kupferdächern der Altstadt anpassen wird. Die Loggien sind aus Stahl konstruiert und mit Holz verkleidet. Die Brüstungen bestehen aus Holzplatten mit ausgesägten floralen Mustern, die an alte Schnitzereien im Stadtbild erinnern sollen.

Art

Mehrfachbeauftragung, 2008

Ort

Offenburg

Auslober

Stadt Offenburg

Bearbeiter

H. Baurmann | M. Dürr

Fachberater

Binkert & Beers Architekten

Modellbau

W. Eichenlaub

Publikationen

competitionline 17.02.2009