Das neue Verwaltungszentrum von Kehl nimmt Bezug auf den klassizistischen Kontext, indem es sich in der Maßstäblichkeit einordnet, ohne zu imitieren. Es fungiert in seiner städtebaulichen Setzung als neue Platzwand und bildet damit den logischen Abschluss der bereits vorhandenen Raumfolge. Dabei findet der Platz in seiner Grundform seine Entsprechung in dem siebengeschossigen Volumen des neuen Baukörpers, der als markanter Hochpunkt ordnend und stabilisierend auf das städtebauliche Gesamtbild wirkt und durch die raumhaltige Fassade mit der Stadtloggia den öffentlichen Charakter des Verwaltungszentrums zum Platz hin transportiert.
Städtebaulich orientiert sich die Baumasse an fünf vorhandenen Gebäudekanten und korrigiert damit die schwer lesbare Stellung der Bestandsbauten aus der Nachkriegszeit. Damit gewinnt Kehl wieder einen am Straßenverlauf orientierten, klaren Baublock, die zerfaserten Resträume werden gebündelt und zu einer klar ablesbaren, gut nutzbaren Grün- und Platzstruktur vereint.
Der Übergang vom neugewonnen Platzraum zum Inneren des Gebäudes ist fließend, die Stadtloggia steht zusammen mit der großen Sitztreppe für Bürgernähe, Begegnung und Beteiligungsformate, die Verwaltung schottet sich nicht ab, sondern schafft Transparenz. Die Treppe führt neben dem Empfang mit Infotheke direkt zum neuen Ratssaal, der baulich wie funktional das Herz des Gebäudes darstellt und über die Loggia auch von außen sichtbar den Platz dominiert.
Die Organisation der Verwaltung ist deutlich abgestuft in öffentliche, halböffentliche und nicht für die Allgemeinheit zugängliche, interne Bereiche, wobei der eingesenkte Lichthof neben ausreichender Belichtung Orientierung und Aufenthaltsqualität schafft. Die Organisation des Hauptgebäudes ist einfach, wirtschaftlich und nachvollziehbar gestaltet.
Konstruktiv handelt es sich um einen Hybridbau aus Holz und Beton. Die klare Struktur des Tragwerks unterstützt dabei nicht nur die Lesbarkeit des Gebäudes, sondern schafft auch eine hohe Flexibilität für zukünftige Nutzungen. Dabei übernehmen die für die Fassade so charakteristischen außenliegenden Doppelstützen aus eingefärbtem Recyclingbeton die Tragfunktion; sie werden ergänzt durch die innere, witterungsgeschützte Ausbaustruktur aus Holz, die für ein gesundes Raumklima, ausgewogene Akustik und haptisch angenehme Oberflächen steht. Die raumhaltige Fassade vermittelt dabei durch ihre Gliederung und das Schattenspiel zwischen Innen und Außen, Verwaltung und Stadt ein Rathaus, das für Bürgernähe, Transparenz und Kommunikation steht statt für unangebrachte Repräsentation.