Villa am Geigersberg, Durlach

Ein großes, stark eingewachsenes und dadurch fast uneinsehbares Grundstück oberhalb von Durlach, ein interpretationsbedürftiger Bebauungsplan, der Wunsch nach einer großen Form, ohne sich aufzudrängen, Transparenz nach allen Seiten und doch Abgeschlossenheit, Geborgenheit, die Intimität des Wohnens - uns erschien die Metapher „Turm“ richtig.

Ein Turm, ein Kubus, der ausgehöhlt wird, ein Körper, der sich dem Hang entgegenstemmt, aus dem Hang zu wachsen scheint, ein Gegenentwurf zu der allgegenwärtigen Natur, ein Gegenüber zum Turmberg.

Drei Funktionen, drei Ebenen - im Sockelgeschoss der Eingang, die Gästewohnung, der Fitnessbereich, eingegraben in den Berg, grottenähnlich, nur von oben belichtet. Wir betreten das Haus vom großen Hof aus über eine Glasfuge, stehen in einem hohen Raum mit Brücke, Lufträume verbinden die einzelnen Etagen, die gebogene Leitwand führt uns tief in den Berg, doch über die Treppe gelangt Licht in den Garderobenbereich, große Glasflächen begleiten uns ins nächste Geschoss.

Hier sind die Küche, der Essbereich und der Wohnraum, fliessend ineinander übergehend und doch räumliche Sequenzen bildend, Lufträume verbinden die Ebenen, davor der Pool, begrenzt vom Badehaus. Über eine Nebentreppe erreichen wir vom Ruheraum mit großer Gartenterrasse den Wellnessbereich im Berg, ohne das Treppenhaus durchqueren zu müssen. Einer Kommandobrücke gleich haben wir von der Fuge über dem Eingang aus alle öffentlichen Bereiche des Hauses und den Eingangshof im Blick; dahinter ragt der Turmberg auf.

Die oberste Ebene ist den Privaträumen von Kindern und Eltern vorbehalten. Kleine Austritte verzahnen innen und außen, intime Zonen, aus denen man beobachten kann, ohne gesehen zu werden. Eine großzügige Diele, die die Schränke der Kinder aufnimmt, teilt die Bereiche auch akustisch. Der Elterntrakt hat eine interne Erschliessung, Toilette, Dusche, Wanne bekommen eigene Raumkompartimente; davor eine Loggia mit Blick auf den Berg, still, abgeschieden.

Wir steigen wieder hinunter, durch den großen Luftraum aus der Privatheit hinein in die öffentlichere Mitte des Hauses, passieren den kleinen Balkon, entdecken den abgeschiedenen Arbeitsbereich, die  Speisekammer mit Lift und Wäscheabwurf, verborgene Technik. Wir überblicken das ganze Geschoss und begreifen, dass es im Hauskubus aufgehängt ist wie ein Vogelnest, frei, leicht, schwebend. Nach allen Seiten Ausblick und doch gehalten von den großen Wandflächen. Wir entschliessen uns, das Haus über die Terrasse und den Garten zu verlassen; eine gebogene Treppe führt uns in den Hof, der Distanz bietet zur Strasse, der den Kindern ein Spielplatz ist. Die Garage haben wir von oben kaum wahrgenommen.

Sie ist über eine Brücke mit dem Haus verbunden, eine Art Ausleger, verankert im Gelände, Träger des Kräutergartens, Teil des Ensembles aus Kubus, Leitwand, Flachbau und Seerosenbecken, dahinter der Bambusgarten, ein Hauch von Mittelmeer. Der Kies knirscht unter den Sohlen, dann stehen wir auf der Strasse. Und  wir bemerken, dass dieses Haus organisiert ist wie die Stadt, die es umgibt, mit Strassen und Gassen, Plätzen und Bäumen, einem regelrechten Geflecht von Wegen und Räumen, intimen und öffentlichen Bereichen, Licht und Schatten, Enge und Weite, mit ständig wechselnden, immer wieder neuen Durchblicken, nicht ein Haus, sondern viele Häuser - eben ein Ort.

Art

Studie, 2009

Ort

Karlsruhe-Durlach

Auslober

privat

Bearbeiter

H. Baurmann | M. Gerstner

Visualisierung

Stuchlik 3D

Modellbau

M. Gerstner