Gemeindezentrum St. Josef, Calw

Mit dem Neubau des katholischen Pfarr- und Gemeindezentrums mit Dekanat eröffnete sich die Möglichkeit einer Uminterpretation der Raumbezüge des Baugrundstücks. Während sich die ursprüngliche Bebauung lediglich zu Kirche und Bahnhofstraße orientierte und damit einen Längsbezug herstellte, eröffnet die städtebauliche Setzung eines zur Kirche quer gerichteten Baus einen neuen Querbezug zwischen Bahnhofstraße und dem Naturraum der angrenzenden Nagold. Folgerichtig erstreckt sich der Neubau in die Tiefe des Grundstückes und spannt damit den neuen Kirchplatz auf. Zur viel befahrenen Straße hin bildet ein niedriges Eingangsbauwerk Entreé und Abschirmung gleichermaßen und dient damit als räumlicher Filter. Dreiseitig umfasst, allseitig bespielt, gesäumt mit Funktionen und einem Fenster - ein Platz wie ein Zimmer am Fluß.
Giebelständig und selbstbewusst zum Straßenraum hin, erlaubt der archaische Bau der Gemeinde eine neue Adressbildung, während er sich gegenüber der Kirche mit seiner Traufständigkeit klar unterordnet. Über eine durchlässige Erdgeschosszone erstreckt sich der Kirchplatz bis in das Gebäudeinnere, wird von dort über eine zentrale Treppe mit Luftraum in die Höhe geführt und mündet im gemeinsamen Sekretariat von Pfarramt und Dekanat mit Blick zurück auf den Platz. Um diesen "Marktplatz" gruppieren sich über drei Geschosse die gemeindlichen Nutzungen, so dass eine eine klare Zonierung in Räume mit Publikumsverkehr und Nebenräume entsteht. Strukturell und konstruktiv spiegelt sich sowohl die Zonierung, wie auch der bauliche Kontext der Kirche in einem Spiel aus Schwere und Leichtigkeit wider. Die helle Klinkerfassade greift den steinernen und soliden Charakter der Kirche auf. Modellierte Gebäudeöffnungen geben der Fassade Tiefe und unterstreichen damit die Massivität der umfassenden Schale. Ein Haus, das den Platz bespielen kann und der Gemeinde eine Adresse gibt, das durch seine außergewöhnlich klare Form die Nutzung des Ortes unterstreicht, errichtet aus dauerhaften Materialien und damit Bezug nehmend zur gegenüberliegenden Kirche - ein Haus, kompromisslos modern und doch archaisch und damit seltsam vertraut.

Ort

Calw, Bahnhofstraße 48

Bauherr

Kath. Kirchengemeinde St. Josef, Calw

Projektleitung

H. Baurmann

Bearbeitung

C. Süßmann, T. Quynh

Bauleitung

I. Schichel

Planung

2019-2022

Realisierung

2022-2024

Fotos

L. Dahmen

Außenanlagen

SETUP Landschaftsarchitektur

Nutzfläche

560 m2 

BRI

3.650 m3 

Leistungsphasen

1-9

Bruttobaukosten

4.500.000 €

Auszeichnungen

1. Preis Mehrfachbeauftragung, 2019

Publikationen

Schwarzwälder Bote 08.12.2024